Doch dass war keine Entscheidung dich ich spontan aus einer Laune heraus getroffen habe. Vielmehr war es ein Prozess – eine für mich stimmige Entwicklung.
Wie es soweit kam:
Ich, Michael war wie die meisten Menschen in meinem Umfeld, ein passionierter “Fleischtiger”. Ein Tag ohne Fleisch brachte gefühlte Entzugserscheinungen mit sich. Vor mittlerweile 15 Jahren, lernte ich dann meine große Liebe Martina kennen und schon in einem unserer ersten Gespräche, erzählte sie mir, dass sie schon einmal eine Zeit lang vegetarisch gelebt hat. Damals dachte ich nur:”Gottseidank ist sie das heute nicht mehr, das wär nix für mich”. Der Gedanke ohne Fleisch zu leben erschien mir damals absurd. Wieso ich das erzähle? Weil ich immer wieder im Gespräch mit anderen zu hören bekomme...”Das kann ich mir nicht vorstellen” oder “Auf Fleisch könnte ich niemals verzichten”. Also wenn irgendein Fleisch bzw. Allesesser soweit gelesen hat und auch so ähnlich denkt... so ging es mir auch.
Martina lebte schon deutlich ernährungsbewusster als ich es tat, obwohl ich erwähnen muss, dass meine Eltern so gut wie immer selbst, frisch gekocht haben (Mein Papa ist sogar gelernter Koch). Allerdings auch sehr viel österreichische Hausmannskost. Frisch selbst gekocht haben Martina und auch ich von Anfang an gerne.
Der erste große Schritt aber war die Geburt unseres “Entwicklungshelfers”, unseres Sohnes Tobias, 2010. Dies war für uns Anlass uns mit Ernährung etwas mehr zu beschäftigen, Babynahrung selbst machen uvm.
Ein großer Einschnitt kam für uns 2013 als bei Tobias Muskeldystrophie Duchenne diagnostiziert wurde. Uns wurde bald klar, dass eine gesunde, ausgewogene Ernährung ein wichtiger Faktor für den Erhalt seiner Gesundheit ist. Schweinefleisch, Milch (Ausnahme Käse) & Weizen wurden von unserem Speiseplan gestrichen. Fleisch gab es nur mehr 1-2x die Woche, möglichst alle Lebensmittel wurden aus biologischer Landwirtschaft gekauft. Zucker wurde weitgehend verbannt.
Martina und ich nahmen beide ab und unsere Blutwerte sind seid diesem Tag großartig J.
Es folgte unsere gemeinsame Mentaltrainer Ausbildung und weitere Recherchen zum Thema Ernährung. Diverse Bücher, Vorträge und Gespräche. Auch der Tierschutz und der Umweltschutz bekamen eine immer höheren Stellenwert in unserem Leben.
2016 kurz nach der Geburt von Samuel fassten wir dann den Entschluss, ohne Fleisch zu leben. Wir wurden Pesco-Vegetarier (Vegetarier die auch Fisch essen). Die Kinder aßen weiterhin 1-2x Fleisch bei Oma & Opa. Schon damals begannen wir uns damit zu beschäftigen wie man die Milchprodukte noch mehr reduzieren kann, verwendeten weniger Eier und keinen Käse mehr beim Kochen bzw. Backen.
Der Gedanke vegan zu leben beschäftigte mich seither immer wieder, ich war allerdings noch nicht bereit diesen Schritt zu machen. Zu gerne aß ich Eier und immer wieder ein gutes Stück Käse. Aber es arbeitete in mir und ich las weiter über die Zusammenhänge von Umweltschäden und Massentierhaltung. Über die absolut unmenschlichen Methoden mit denen unser aller “Fleisch” produziert wird. Und vor exakt 2 Wochen, während dem Reha Aufenthalt in Radkersburg mit Tobias war für mich plötzlich klar, dass ich jetzt soweit bin.
Vegan zu leben ist kein Verzicht, vielmehr eine große Chance für mich und uns alle. Es fühlt sich für mich zu 100% richtig an und mein Körper bestätigt mir dies auch täglich!
Ist Vegan sein die Lösung? Soll das jetzt jeder machen?
Aus heutiger Sicht würde ich diese Frage noch mit Nein beantworten. Wichtiger wäre eine massive Reduktion des Fleischkonsums und Ausbau einer kleinstrukturierten biologischen Landwirtschaft. Jeder sollte möglichst regionale und saisonale Produkte konsumieren und vor allem selbst kochen. Das macht nicht nur Freude sondern stärkt auch das Bewusstsein um den Wert unserer Lebensmittel.
Wer sich etwas mehr informieren möchte:
Hier einige Quellen, exemplarisch für viele Studien zur "Bedeutung veganer Ernährung für den Umweltschutz".
Der Ernährungskompass, Bas Kast (Buch oder Hörbuch)
Der Autor fasst die Ergebnisse aktueller Studien rund um das Thema Ernährung zusammen, ist selbst aber kein veganer. Seinen
Fleischkonsum hat er aber drastisch reduziert. Sehr sehr sehr interessant!
Ein Artikel über Auswirkungen veganer Ernährung auf den Co2 Fußabdruck
Der Film: What the Health (aktuell z.B. bei Netflix verfügbar)
Ich melde mich wieder mit einem Erfahrungsbericht zu meiner veganen Ernährungsweise in ca. 2 Wochen.
Lieben Gruß,
Michael